Chronik

Am 07. April 1807 legte der Kaufmann Carl Benjamin Päßler aus Großpöla bei Schwarzenberg den Grundstein für die Firma in Döbeln, Breite Straße 3/4. Er hatte die Tochter seines Vorgängers, Friedrich Sommer, geheiratet, und verkaufte nun Kolonialwaren und stellte leckere Liköre in Eigenproduktion her.
Carl Päßler war es auch, der die Dampfdestillation in der Firma begründete und den weithin bekannt gewordenen „Eibenstocker Bitterlikör“ einführte. Besonders im Erzgebirge war dieser Likör sehr beliebt. Mit Pferdewagen wurde er auch bis Altenburg transportiert. Nach Böhmen wurde er schon mit der Bahn geschickt. Zwei Goldmedaillen erhielt das Produkt auf Ausstellungen in Plauen 1896 und zum Gastwirtsgewerbetag10.-21. Juni 1911 in Döbeln. Die Rezepturen wurden seither streng gehütet und nur an die Nachfolger weitergegeben. Sie sind bis heute überliefert.

Carl Benjamin Päßler kaufte 1814 eins von der Firma genutzten Häuser in der Breiten Straße für 350 Taler. Sein Sohn Carl Robert Päßler übernahm 1832 nach dem Tode seines Vaters das Geschäft und kaufte ein Nachbarhaus dazu. Noch lief die Firma unter dem Namen Carl Benjamin Päßler, welche am 23.09.1869 im Anzeiger und im Wochenblatt empfiehlt:

„Campinos-Caffee gebrannt á 10 Ngr. und grün á 7,5 Ngr.“.

Nach dem Tode Carl Robert Päßlers ging die Firma am 07. April 1885 an den 23jähringen Kaufmann und Destillateur Emil Rossberg über, welcher am 12. November 1887 das Bürgerrecht der Stadt Döbeln erwarb. Der neue Inhaber ließ den Firmennamen in Emil Rossberg ändern und die beiden Geschäftshäuser zur Jahrhundertwende zu einem Haus umbauen, wie es heute noch erhalten ist.

Im April 1897 produzierte die Firma das 20.000ste Fass Edellikör.

Am 28. Dezember 1897 erschien in der Zeitung folgender Artikel:

„Auf dem oberen Boden des am Niedermarkt gelegenen Hauses des Herrn Kaufmann Rossberg wurde heute nachmittag gegen 4 Uhr ein im Entstehen begriffenes Feuer bemerkt. Ein daselbst stehendes, Abfälle enthaltendes Faß war in Brand geraten und die Flammen hatten bereits die Holztreppe ergriffen. Der Brand konnte unterdrückt werden, ehe die herbeigerufene Feuerwehr mit ihren Geräthen in Thätigkeit kam.“

Ende 1901 schied Emil Rossberg nach sechsjähriger Tätigkeit aus dem Stadtrat aus.

Am 05. Januar 1907 starb Wilhelmine verw. Päßler und legte testamentarisch eine Stiftung für das Bürgerheim in Höhe von 8.000 Mark fest.

Die Kolonialwarenhandlung und Destillation Emil Rossberg feierte am 07. April 1907 ihr 100jähriges Jubiläum.

Nach dem Ableben von Emil Rossberg, am 27. Januar 1919, übernahm dessen Sohn Emil Max Rossberg die Firma und veröffentlichte am 09. April 1919 folgende Zeitungsannonce:

Geschäfts-Übernahme

Der geehrten Einwohnerschaft von Döbeln und Umgebung insbesondere der geehrten Kundschaft zur geflissentlichen Kenntnisnahme, dass ich am 1. April das im Jahre 1807 gegründete und seit 34 Jahren von meinem verstorbenen Vater innegehabte

Kolonialwaren-Geschäft und
Spirituosen-Fabrik

Übernommen habe und unter der bisherigen Firma weiterführen werde. Indem ich bitte, das meinem Vater entgegengebrachte Vertrauen auch auf mich übertragen wollen, zeichne

Hochachtungsvoll
Max Roßberg
i. Fa. Emil Roßberg.

Max erweiterte die Produktion und stellte neben Likör auch Selterswasser her. Im Laden wurden neben den Spirituosen weiterhin die traditionellen Kolonialwaren angeboten.

Nach dem frühen Tod von Emil Max Rossberg am08. Juli 1942, führte seine Witwe, Berta Rossberg, die Firma bis Kriegsende weiter. Unterstützung bekam sie durch ihren Sohn Emil Heinz Rossberg. Dieser wurde dann am01. Juni 1956der Inhaber des Geschäftes. Am18. Dezember 1951bat die Firma Emil Rossberg ihre Kunden, beim Kauf von Spirituosen leere Flaschen mitzubringen.

Die Firma Rossberg überstand Krieg und Nachkriegszeit relativ unbeschadet. Nur einmal wollten russische Soldaten mit Äxten das Tor einschlagen, um an den vermuteten Alkohol zu kommen. Das alte Tor erwies sich jedoch als standhafter. Ansonsten sorgte der Kommandant dafür, dass es zu keinen weiteren Ausschreitungen kam.

Nach dem Krieg, 1954/55, begannen Rossbergs mit der Limonadenproduktion. Zwei Sorten wurden auf den Markt gebracht. Später war die Firma auch die einzige, die Vita-Colaherstellen konnte. Spirituosen durften auch noch destilliert werden. Eigene Produkte waren u.a. „ Döbelner Silber “ – ein bekannter Weißer, Deutscher Weinbrand, Kräuterlikör, Magenbitter und Stonsdorfer.

Einige der Etiketten der selbstproduzierten Getränke sind bis heute erhalten geblieben und in der Galerie zu sehen.

Rossbergs steigerten die Produktion von alkoholfreien Getränken, wie Selterswasser, Limo und Cola auf 400 Kisten pro Tag. Dabei wurden alle Arbeitsgänge noch von Hand verrichtet. Familie Rossberg stand in den Sommermonaten oft auch am Wochenende an den Waschtrommeln, obwohl 15 Beschäftigte mit zur Hand gingen. Ständig waren zwei Lieferwagen unterwegs. Bei Rossbergs in der Firma konnte jeder alles. Im fliegenden Wechsel konnten andere Tätigkeiten aufgenommen werden.

Emil Heinz wurde im Laden von seiner Frau Christa, einer geb. Damm aus dem fast gegenüberliegenden Herrenbekleidungsgeschäft, unterstützt.

Am 27. Februar 1972 musste die Produktion von Spirituosen und alkoholfreien Getränken eingestellt werden. Offiziell sollte in der DDR „der Widerspruch zwischen den vorherrschenden sozialistischen Produktionsverhältnissen und den Eigentumsverhältnissen in den Privatbetrieben und Betrieben mit staatlicher Beteiligung“ beseitigt werden. Die letztgenannten Betriebe sollten „an das Niveau der volkseigenen Betriebe“ herangeführt werden. Für den Rossbergschen Produktionsbereich bedeutete dies das Aus. Das Geschäft durfte Emil Heinz von 1972 bis 1974 noch führen, dann wurde ihm der Gewerbeschein entzogen, weil Gewerberäume benötigt wurden. Die staatliche Handelsorganisation HO bezog die Räumlichkeiten und verkaufte in Rossbergs Laden ebenfalls Spirituosen. Aber die Original Eichenholzregale durfte die HO nicht benutzen. Sie stellten ihre eigenen Regale vor den alten auf.

1980 verstarb Emil Heinz Rossberg.

In den Jahren 1986/87 wurde das Produktionsgebäude auf staatlichen Beschluss hin abgerissen.

Emil Lutz Rossberg eröffnete zu Ostern 1990 die Türen zum Traditionsgeschäft der „Rossbergs“.

Im Sommer 1998 wurde die Fassade des Hauses aufwendig nach den Richtlinien des Denkmalschutzes restauriert. Der Originalzustand der Hausfassade wurde zum größten Teil wiederhergestellt. Dabei wurde der alte blaue Farbanstrich entfernt, welcher aus Autolack bestand. Über den Schaufenstern kamen Schriftzüge wie „Tabakwaren“ und „Kolonialwarenhandlung“ zum Vorschein, wie sie zum Teil heute wieder zu sehen sind. Beim Döbelner Fassadenwettbewerb 1998 erhielt das Gebäude der Wein- und Spirituosenhandlung Emil Rossberg den Siegerpreis.